Immer wieder gibt es dieser Tage den Versuch, das Thema Medienkonvergenz grundlegend und weitsichtig zu erforschen.
Beispielsweise stellte im vergangenen Jahr ein bekanntes Institut eine Studie vor, bei der private und öffentlich-rechtliche Sender der Frage nachgingen, wie sich die Medienwelt in der Zukunft darstellen wird und mit was für Zielgruppen man in den kommenden Jahren rechnen muss.
Ähnlich grundlegend war die Fragestellung einer frisch in diesem Monat veröffentlichen Studie des Beratungsunternehmens LSP. Sie wollten wissen: „Nutzung der Medien: was verändert sich – was bleibt?“
Studien dieser Art wirken in erster Ansicht sehr verlockend: Sie gehen daran, Fragen zu beantworten, die uns alle umtreiben und sie scheinen dies ein für allemal zu tun. Das ist toll. Das wollen wir! Aber sieht man sich dann die Ergebnisse an, ist das Gefühl meistens Enttäuschung: „Aha. Das ist also die ganze Erkenntnis?“
So beantwortet ein namhaftes qualitatives Marktforschungsinstitut die Frage nach der Zukunft mit dem Bild des Wassers. Wir leben auf einem See von Informationen und werden in verschiedener Weise in Zukunft damit umgehen. Im Strudel treiben, uns vor dem Wasser schützen oder vorne mit rudern. So ähnlich war die Ergebnislage. Tja, spannend irgendwie, aber…
Und LSP gibt uns jetzt brandaktuell 10 Thesen an die Hand. Sie lauten u.a. „Das Internet hat das Fernsehen als erste Informationsquelle abgelöst.“ Oder „Für den Abgesang der TV-Werbung ist es noch zu früh“. Oder „Konvergenz kommt – aber nicht als Selbstzweck“. Auch sehr schön. Gut zu wissen, aber nicht ganz neu.
Ich glaube, diese in meinen Augen unbefriedigende Ergebnislage liegt an der Breite der Fragestellung. Wer soll heute ernsthaft – und dann noch mittels empirischer Forschung – beantworten, wie sich die Web- und Medienlandschaft in den kommenden Jahren entwickelt, was floppt und was sich durchsetzt? Wäre das so einfach vorherzusagen, gäbe es keine Misserfolge, bräuchten wir kein Trial and Error. Man überhebt sich schlichtweg, wenn man die gesamte Medienkonvergenz, die das Internet, Radio, TV, Games und vieles mehr umfasst, in einer Studie skizzieren möchte.
Viel spannender und sinnvoller finde ich dagegen den Ansatz, Fragestellungen detaillierter zu betrachten und sich Bewegungen, Meinungen und Trends im Blick auf Einzelaspekte genauer anzuschauen.
So haben wir beispielsweise für einen Medienanbieter in der Vergangenheit die Nutzer von Videoplattformen analysiert. Dies war sehr fruchtbar, um das Thema Konvergenz Fernsehen mit User-Generated-Video zu beleuchten und auszuloten. Nur so erreicht man auch eine Ebene, die über philosophische Erkenntnisse hinaus auch Möglichkeiten für Maßnahmen und Strategien eröffnet. Und das ist es schließlich, was empirische Marktforschung leisten sollte: Handlungsleitlinien geben.
In diesen Zeiten starker Umbrüche und grundlegenden Wandels ist unsere Empfehlung eindeutig: Weniger ist mehr! Nähert Euch den realen Phänomenen, nicht den großen Schatten im Hintergrund!
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